15 Aug
15Aug

Behind the scenes
Ich will etwas posten.
Ein freundlicher Beitrag, nett, persönlich, ansprechend, no Fake, keine KI, einfach und echt.

Gut. Text fertig.

Und jetzt ein Bild dazu. Nett, nahbar, echt.

*klick*
Okay, warum sehen meine Lippen da so weiß aus?

*klick*
Hm, ich weiß nicht, die Hand da?

*klick*
Da sehe ich irgendwie ultra unsicher aus…

*klick*
Zu ironisch mit der hochgezogenen Augenbraue?

Okay, stopp, ich wollte doch was Echtes!
Mal überlegen.
Aha, ich mache eine Collage aus allen vier Bildern und schreibe darüber

“Aufgabe: Take a nice picture of yourself, that‘s Not looking cringe….“

Das ist lustig und macht den Verlauf der Arbeit sichtbar.

(den Prozess der Collagenvorlagenfindung, der Hintergrundauswahl etc. erspare ich dir jetzt)

Fertig.
Aber irgendwie…wenn ich genauer darüber nachdenke und -fühle, ist dieser Satz irgendwie…geringschätzig mir selbst gegenüber. Ich kritisiere damit indirekt meine Bilder. Das will ich ja auch nicht. Nochmal zurück zum Collagenprogramm. Ich schreibe in einer Art Handschrift noch folgendes dazu:

„naja, egal, wir versuchen heute akzeptieren in echt statt perfekt. Ich grüße dich! <3“.

Ja, das macht es wieder persönlich und nimmt dem Satz oben die Schärfe.

(Bereitet das Posting vor)

Aber wo ich jetzt gerade nochmal ganz genau drüber nachdenke…
Es ist doch absurd, echt sein zu wollen und das dann hinter Ironie und Ironie-aufhebenden Maßnahmen verstecken zu wollen.

Okay, atmen, erstmal tief ausatmen.

So. Eins von den Fotos.

Kein Filter.

Ich bin in Ordnung, wie ich bin.

Und jetzt raus mit dem Post.


Was zeigt uns das?
Auch nach Jahren der Selbstständigkeit, der Bewegung im öffentlichen Raum, Jahren des Strömens und geströmt werdens bin ich weit vom kompletten "Zen"-Sein entfernt.

Ich bin keine Meisterin dieses Lebens, sondern mal wach und manchmal tiefschlafend. Rückblickend betrachtet sind innere Prozesse…verwirrend entwirrend.

Was hat sich nun verändert durch das Strömen?

Ich verdamme mich weniger als früher.

Ich traue mich, diesen Prozess zu durchfühlen und meine ersten Entscheidungen auch mal über den Haufen zu werfen. Und ich traue mich, diesen Text zu veröffentlichen und dir zu zeigen, wie tief unsicher ich trotz der nett gemachten Online-Auftritte bin.
Ich bin froh, dass ich durch das Strömen schon mehr Selbstliebe gelernt habe und nun eher zum Schmunzeln als Verdammen neige.


Strömend fallen mir der Mittelfinger und der Ringfinger zu diesem Prozess ein.

Der Mittelfinger für die Flexibilität im Denken und die Möglichkeit, Entscheidungen neu zu treffen.

Der Ringfinger für das tiefe "mich trauen". Nicht umsonst tragen wir hier unseren "Trau"-Ring. Wie faszinierend auch, dass Trauring und traurig* sich so ähneln, aber das führt hier jetzt zu weit.

Ich wünsche dir fröhliches Physio-Philosophieren und Strömen in deinem Leben und immer die Laune, dich selbst, trotz aller Verwirrungen, mit einem Schmunzeln zu betrachten.

Alles Liebe

Clara


PS: Was mir natürlich erst später einfällt, Grüße von der inneren Betriebsblindheit: Der Zeigefinger passt natürlich auch ganz wunderbar, Stichwort Perfektionsmus...jetzt höre ich aber auf nachzudenken, denn sonst müsste ich auch den kleinen Finger wegen der Herzensehrlichkeit und den Daumen fürs (Selbst-) Vertrauen nennen... :)

Was spricht dich an? Welchem deiner Finger widmest du heute Strömzeit?


* Trauer ist die Einstellung, welche wir durch das Halten des Ringfingers harmonisieren können.

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